Starke Rassen – schwer zu halten

Sarah Pasternak mit Doggenmischling Bella
Sarah Pasternak mit Doggenmischling Bella

Das Thema „große Hunde“ beschäftigt uns weiterhin und derzeit beobachten wir einen besorgniserregenden Trend. Durch Zucht wird Rassen, die bereits groß und massig sind, noch mehr Muskeln und Breite verpasst. Daraus werden dann nicht anerkannte „Rassen“ wie beispielsweise der American Bully XXL. Erst kürzlich wurde bei uns ein solches Exemplar aus Überforderung abgegeben … 43 Kilo völlig unerzogene Masse an der Leine. Auch für uns ist das kein Spaß!

Wer hier jetzt einen kuscheligen Beitrag über tapsige Riesenwelpen erwartet, darf direkt mit Lesen aufhören, denn heute müssen wir tatsächlich einmal Klartext reden beziehungsweise schreiben! Immer mehr Hunde jenseits der 40 Kilo landen bei uns im Tierheim und es sind auch Tiere dabei, die 70 bis 80 Kilo auf die Waage bringen. Ob Kangal, Cane Corso, Doggen-Rotti-Terrier-Mix … wir sprechen hier von den wirklich großen Brocken – muskulöser, breiter und schwerer denn je. Sie werden angeschafft, um das eigene Ego aufzupolieren, weil sie cool und imposant aussehen oder weil die Halter einen „richtigen“ Hund wollen. Dabei werden die Bedürfnisse und rassetypischen Charaktereigenschaften meist komplett außer Acht gelassen. Es zieht also ein schnuckliger und treuherziger Welpe mit großen Pfoten in die Etagenwohnung der mehrköpfigen Familie ein. Am Anfang geht auch alles gut, aber spätestens, wenn der Junghund in die Pubertät kommt, ist Schluss mit lustig. Wir spulen an dieser Stelle direkt vor und erklären nicht die ganze Geschichte mit Überforderung, Aggressivität und im schlimmsten Fall Beißvorfällen, dies würde den Rahmen hier einfach sprengen.

Kangalhündin Jette hatte Glück und wurde vermittelt
Kangalhündin Jette hatte Glück und wurde vermittelt

Nun sind die großen Kerle und Mädels also bei uns gelandet: Die Prägephase im Welpenalter wurde verhunzt, es gab kaum eine Erziehung und viele haben tatsächlich schon einmal gebissen, die erste Hemmschwelle ist also bereits überschritten. Was bedeutet es denn eigentlich für uns als Tierheim, diese Großkaliber von Hunden aufzunehmen? Zuallererst muss gesagt werden, dass wir JEDEM Hund egal welcher Rasse und egal mit welcher Vorgeschichte, ein gutes Leben hier im Tierheim bieten wollen. Sie bekommen einen Zwinger mit großem Auslauf und eine für ihre Größe abgestimmte Ernährung. Ein bis zwei Kilo Futter verputzt ein großer Hund im Schnitt am Tag! Und natürlich benötigen auch diese Hunde regelmäßige Gassirunden, nur können die wenigsten unserer ehrenamtlichen Gassigänger sie überhaupt ausführen. Die Giganten erfordern nicht nur eine gewisse Expertise und viel Erfahrung, sondern natürlich auch eine besondere Standfestigkeit. Wenn nämlich der 75-Kilo-Kangalrüde mitten auf dem Feld beschließt, dass er sich jetzt hinsetzt und nicht mehr weitergeht, hilft alles Zerren an der Leine nicht! Dieser Hund sitzt dann da!

Neben dem erhöhten Pflegeaufwand durch Unterbringung, Futter und speziellem Training hier bei uns im Tierheim, sind diese Hunde später kaum in Privathand vermittelbar. Und auch der medizinische Bereich darf nicht außer Acht gelassen werden, der schnell sehr kostenintensiv werden kann. Große und schwere Rassen leiden oft unter Krankheiten am Skelett und Halteapparat, die Knochen sind schlichtweg nicht darauf ausgelegt eine derartige Masse zu tragen. Und natürlich kommt es vor, dass auch wir Tiere in unserer Obhut krankheitsbedingt erlösen müssen, auch wenn das Thema gerne verdrängt wird. Und neben der psychischen Belastung unserer Pflegerinnen und Pfleger, die natürlich auch um Tiere trauern, steckt dahinter ein enormer logistischer Aufwand. Denn so hart es klingt und so schmerzhaft es ist, der tote Tierkörper muss fachgerecht gelagert und schließlich beseitigt werden. Und Sie können sich vorstellen, dass bei einem 60-70 Kilo Hund nach dem Tod bis zu drei Mann mit anpacken müssen …

Dieser Beitrag war kein schöner, das wissen auch wir. Dennoch gehört derartige Aufklärungsarbeit zum Tierschutz dazu! Und wir müssen dringend die Gesellschaft mehr dafür sensibilisieren, dass bei der Anschaffung von Haustieren NIEMALS nur auf die Optik geschaut werden darf! Sollten Sie sich derzeit damit beschäftigen, so sprechen Sie uns sehr gerne an. Wir helfen Ihnen dabei, ein passendes Tier für Ihre Familie und Lebensumstände zu finden. Denn es leiden vor allem die abgeschobenen Tiere darunter, wenn es den Haltern zu viel wird.

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